"Ein Nahwärmeanschluss – ist das eine gute Entscheidung?" Diese und weitere Fragen haben wir Nils-Martin Römpke gestellt, einem Nahwärmekunden „der ersten Stunde“. Er wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern im Neubaugebiet Norderlück in Hürup und wird seit 2017 von der Nahwärme-Genossenschaft BobenOp mit Wärme beliefert.
Nils, was hat damals bei dir eigentlich den Ausschlag gegeben, dich für die Nahwärme zu entscheiden?
Meine Frau und ich waren gleich nach der ersten Infoveranstaltung von der Nahwärme überzeugt. Wir wussten welche Leute hinter dem Projekt stehen und dass das, was die Leute anpacken auch Hand und Fuß hat. Da wollten wir einfach mit dabei sein. Ausschlaggebend war für uns neben dem ökologischen Faktor auch die Langfrist-Perspektive einer planbaren und günstigen Wärmeversorgung.
Und ein netter Nebeneffekt ist jetzt, dass wir mehr nutzbare Wohnfläche haben, weil wir im Haus keinen extra Heizungsraum benötigen. Im Hauswirtschaftsraum ist lediglich eine kleine Übergabestation. Die ist schön leise und stört nicht.
Wie war bei euch der Ablauf von der Entscheidung für den Nahwärme-Anschluss bis tatsächlich die erste Wärme floss?
Während unser Haus gebaut wurde, ist auch die Heizzentrale für das Nahwärmenetz aufgestellt worden. So haben wir die Entwicklung von Anfang an beobachten können. Es gab viel Gelegenheit zu Gesprächen mit den Verantwortlichen, so dass wir immer Infos aus erster Hand hatten und alle wichtigen Dinge auf kurzem Wege beschnacken konnten.
Die zeitliche Koordination und der Einbau der Wärmeübergabestation haben sehr gut geklappt. Dafür, dass es für BobenOp der erste Bauabschnitt war, war das wirklich hervorragend. Aus meiner Sicht lag das maßgeblich am großen persönlichen Einsatz der Verantwortlichen in der Genossenschaft.
Hast du für dich durchgerechnet, ob Nahwärme teuer oder günstig ist? Wie hoch waren deine Investitionskosten und was bezahlst du als monatlichen Abschlag?
Ich hatte mich vorab umfangreich informiert. Öl und Gas hatte ich schon aus ökologischen Gründen ausgeschlossen. Die Alternative zur Nahwärme wäre für mich eine Wärmepumpe gewesen. Für eine Erdwärmepumpe hätte ich ein Vielfaches investieren müssen. Und eine Luft-Wärmepumpe war mir bei den monatlichen Kosten zu hoch. Und wegen des Lärms wollte ich so ein Gerät auch nicht vor meinem Schlafzimmerfenster stehen haben…
Zu den Kosten der Nahwärme: Für den Anschluss haben wir inklusive des Genossenschafts-Anteils und der Installationskosten zu Anfang bummelig 9000 Euro investiert. Aktuell bezahlen wir monatlich knapp 100 Euro. Fairerweise muss man an dieser Stelle ergänzen: Dass es so wenig ist, liegt dabei auch am guten Dämmstandard unseres Neubaus.
Der Abschlag ist für uns eine gut planbare Größe. Im Haus selbst haben wir an Technik nur noch die Wärmeübergabestation, es kann also kaum etwas kaputtgehen. Bei einer eigenen Heizung hätten wir von Anfang an Geld für Reparaturen, die ja schnell teuer werden können, zurücklegen müssen.
Und: Die Preise sind bislang stabil, was man für Öl und Gas nicht sagen kann. Ich gehe davon aus, dass die Preise für die fossilen Brennstoffe weiter steigen, weil sie knapper werden und wegen der zunehmenden Besteuerung. Umso besser für uns, dass wir langfristig ökologisch versorgt werden.
Hast du denn deine eigene Heizung schon einmal vermisst bzw. ist es schon einmal nicht warm geworden bei dir?
Ja. Aber von der Störungsmeldung bis zu dem Zeitpunkt, bis jemand vor Ort war, um die Störung zu beheben, waren es gerade einmal zehn Minuten. Eine eigene Heizung - die ja auch ausfallen kann - habe ich also nie vermisst.
Es ist ein Riesenvorteil, dass sich der Verantwortlichen persönlich für das Projekt reinhängen. Und dass alles ehrenamtlich. Bewundernswert!
Abschließende Frage, Nils: Was möchtest du den Leuten mitgeben, die aktuell in Hürup bzw. Maasbüll vor der Entscheidung stehen, ob sie sich an die Nahwärme anschließen oder nicht?
Denkt daran: Wir sind verantwortlich für uns und unsere Erde. Mit einem Nahwärmeanschluss könnt ihr ohne viel finanziellen Aufwand einen großen Schritt tun.
Ich würde es zumindest jedem empfehlen, dabei zu sein. In einer Genossenschaft geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum gemeinsam etwas Sinnvolles zu tun. Es läuft alles vernünftig und ist für mich einfach ein Vorzeigeprojekt. Ich find’s großartig, dass ein kleines Dorf so etwas auf die Beine stellt.